Egal ob als Formelzeichen für den Stoffmengenanteil in der Chemie, als römische Ziffer oder als Bestandteil zahlreicher Bandnamen ‒ das x beschreibt vieles und doch wieder nichts. Als unbekannte Größe ist es vielseitig einsetzbar. Die Mathematik widmet ihm sogar einen eigenen Teilbereich: die Algebra. Sie beschäftigt sich mit unbekannten Variablen in Gleichungen, die durch das x dargestellt werden. Doch warum ist das so?
Wer kam auf die Idee, mit unbekannten Größen zu rechnen?
Der erste Hinweis auf die algebraische Methode findet sich in der „Arithmetica“, einem um das 1. Jahrhundert nach Christus entstandenen Lehrbuch von Diophantos von Alexandria. Im 9. Jahrhundert wurde seine Methode von arabischen Gelehrten übernommen und vorangetrieben. Federführend war der persische Mathematiker al-Chwarizmi, der in seinem Rechenbuch „Kitab al-jabr wal mugabala“ bereits mit unbekannten Größen rechnete.
Im Zuge der Eroberung der iberischen Halbinsel brachten die Araber die Mathematik als Wissenschaft nach Spanien. Bei der Aussprache von einigen arabischen Lauten hatten die spanischen Schüler jedoch ihre Schwierigkeiten. Für den arabischen Buchstaben „Shin“, der in dem Wort al-Shalan (dt. „Unbekanntes“) vorkommt, existierte kein entsprechender spanischer Laut, sodass die Schüler auf den „ck“-Laut zurückgriffen, der im Griechischen mit dem Buchstaben χ („Chi“) geschrieben wird. Viele Theorien besagen, dass das „Chi“ bei der Übertragung ins Lateinische vermutlich mit dem gebräuchlicheren Buchstaben x übersetzt wurde.
Warum verwenden wir das x für unbekannte Größen?
Andere Theorien behaupten, dass das x als Unbekannte auf das arabische Wort für Sache, „shei“, zurückgehe. Dieses wurde im Griechischen mit „xei“ übersetzt und dann zu x verkürzt. Dr. Ali Khounsary stellt zudem fest, dass das griechische Wort für unbekannt „xenos“ lautet, was ebenfalls mit einem x beginnt. Möglich wäre also auch, dass es sich bei der Unbekannten x schlicht um eine Abkürzung handelt.
Die erste Überlieferung, in der x tatsächlich in einer Gleichung verwendet wurde, stammt von dem französischen Mathematiker und Philosophen René Descartes. In seinem Werk „La Géométrie“ verwendet er die ersten Kleinbuchstaben des Alphabets (z. B. a, b, c) für bekannte und die letzten (z. B. x, y, z) für unbekannte Größen. Auch wenn nicht gesichert ist, dass diese Methode aus seiner Feder stammt, war er doch derjenige, der sie populär gemacht hat.
Das x als Zeichen für Geheimnisvolles und Mysteriöses
Schon lange wird das x nicht mehr nur noch in der Mathematik verwendet. TV-Sendungen wie X-Faktor, Akte X oder Terra X versprechen Spannung und decken mysteriöse Fälle auf. Ein x im Namen, wie es Mister X trägt, lässt auf einen geheimnisvollen Unbekannten schließen. Im Internet wird das x zur Kennzeichnung von sexuellen oder pornografischen Inhalten genutzt (z.B. „X-Rating“). So steht es auch heute noch für Unbekanntes, Mysteriöses und Geheimnisvolles.